Doppelter Abschied

Der Mai 2021 brachte für die Ev. Kirchengemeinde Altenkirchen zwei Abschiede mit sich: den von Pfr'in Andrea Ehrhardt, die uns nach vier Jahren in Richtung des Kirchenkreises Wied verlässt und den von Pfr. Werner Zeidler, der nach 34 Jahren in unserer Gemeinde in den Ruhestand geht.

Für beide haben wir einen Abschiedsbrief geschrieben, sie natürlich auch selbst zu Wort kommen lassen und vor allem Gedanken und Erinnerungen der Gemeindeglieder gesammelt, die ihre Erfahrungen mit beiden Persönlichkeiten schildern.

Liebe Andrea,

du schreibst deinen Täuflingen und ihren Familien immer einen ganz persönlichen Brief. Heute schreiben wir für dich einen Brief, weil du dich entschlossen hast, unsere Gemeinde zu verlassen und neue Wege zu gehen.

07 AFast vier Jahre lang hast du unser Gemeindeleben bereichert. Für viele bist du ein Schatz, denn du hast die Fähigkeit, dein Herz und deine Türe zu öffnen. Für jede:n Besucher:in hast du neben einem offenen Ohr auch immer einen Kaffee, Zitronenlimonade zur richtigen Zeit und auch das ein oder andere Kuchenstück bereitstehen. Deine Kuchen sind legendär und Rezepte (z.B. Erdbeertiramisu) teilst du gerne.

Offen warst du auch immer für Neues. Gerade in Zeiten von Corona hatten wir mit dir immer eine kreative und engagierte Pfarrerin. Ob Online-Andachten oder auch ein großer Gottesdienst im Autokino, du konntest dich mit allen Formaten anfreunden und die Gemeinde begeistern. Zu fast jedem Gottesdienst, egal in welcher Form, gehört zum Abschluss die typische Frage an die Anwesenden: „Hab ich was vergessen?“ Diese Frage werden wir alle sehr vermissen.

IMG_3723Die Andachten in der „Arche“ mit den Kindern waren ebenfalls etwas ganz Besonderes. Du hast ein Händchen für Kinder und hast mit immer neuen Ideen den Kindern die Freude an biblischen Geschichten vermittelt. Unvergessen dein Auftritt als Pinguin in einer Andacht.

Du bist nicht nur eine nahbare und stets hilfsbereite Pfarrerin, nein, auch eine sehr sportliche. Laufen und Wandern gehören zu deinen Leidenschaften. Zu Beginn deiner Zeit bei uns fielen deine Laufstrecken hin und wieder etwas länger aus, weil unsere Wege doch manchmal sehr verschlungen sind. Und zu deinen Wanderungen und Spaziergängen nahmst du dir gerne eine Begleitung mit, um dich auszutauschen über die unterschiedlichsten Dinge. Aus sicherer Quelle wissen wir, wie überzeugend du sein kannst, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt zum Wandern wäre.

P1120637Du bringst dich ein und siehst die Menschen und ihre Bedürfnisse, du hörst zu, nimmst dir Zeit und hast für jeden ein freundliches Wort. Nun verlässt du uns und wirst in einer anderen Gemeinde die Menschen begleiten und für sie da sein.

Du hast in deinen Predigten und Andachten immer Zitate und Textstellen verlesen, die genau zur Situation passten. Solch ein Zitat wollen wir dir heute mit auf deinen Weg geben. Hermann Hesse schrieb: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“

Wir wünschen dir diesen Zauber in deiner neuen Gemeinde und lassen dich mit allen guten Wünschen und Gottes reichem Segen deinen Weg gehen.

Diana Wendt f. d. Presbyterium

Unsere Zeit mit Pfarrerin Ehrhardt

Zitate von Gemeindemitglieder zu unserer Pfarrerin Andrea Ehrhardt:

IMG_0266Gottesdienst

  • sie schreibt Täuflingen ganz persönliche wunderschöne Briefe
  • Frage „ … habe ich etwas vergessen?“
  • offen für neue Online-Formate
  • locker gestalteter Autokino-Gottesdienst
  • gute, emotional überzeugende Predigten
Gemeindeleben
  • engagierte und beliebte Pfarrerin
  • hat sich schnell eingelebt
  • öffnete sich allen Gruppen
  • gute seelsorgerische Arbeit von Anfang an
  • Einsatz für die Frauenhilfe
  • Vertrautheit mit der Gemeinde
  • von Anfang an in der Kantorei
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Persönliche Erfahrungen
  • brachte öfter Eis mit ins Gemeindebüro – immer in Keramikschalen
  • hält nach Umzug weiterhin Kontakt mit mir
  • nahm an unseren Wanderungen teil
  • Zeit für persönliche Gespräche nach dem Gottesdienst
  • schickt regelmäßig Gemeindebriefe zu
Wald1Privates
  • gastfreundlich, lässt Menschen in ihr Leben
  • backt leckeren Kuchen
  • isst gerne Eis – auch schon mal als Mittagessen
  • Läuferin
  • leckere Zitronenlimonade zum richtigen Zeitpunkt
  • singt gern
Persönlichkeit
  • freundliches Auftreten und nette Gesten
  • kompromissbereit und gutmütig
  • beharrt nicht auf eigenem Vorteil
  • begeisterungsfähig und spontan
  • immer hilfsbereit
  • kein „Verwaltungsmensch“
  • kann sehr gut zuhören
WhatsApp Image 2019-12-07 at 13Einrichtungen
  • anschauliche Andachten für Kinder mit verschiedensten Materialien.
  • interessiert an der Arbeit in der Kita
  • immer gerne bereit die Kita praktisch und inhaltlich zu unterstützen
  • tolle Andacht gemeinsam mit der Auszubildenden

Winter ade, scheiden tut weh

Ein Kinderlied von Hoffmann von Fallersleben aus dem Jahre 1835. Vielleicht als Reaktion auf die Karlsbader Beschlüsse von 1819, die die Abschaffung der Meinungs- und Pressefreiheit zur Folge hatten. Und das wiederum bedeutete: Kritik durfte nur noch gut verpackt, z. B. im Kinderlied, geäußert werden.

IMGP1480„Winter ade, scheiden tut weh. Aber dein Scheiden macht, dass mir das Herze lacht.“ (Im Winter 2021 denke ich eher an das Corona-Virus. Wenn wir uns davon verabschieden dürften, würde uns das Herz bestimmt lachen, nicht wahr?)
Ich weiß nicht, ob des einen oder anderen Herz lacht, mein Herz lacht nicht unbedingt, wenn ich mich in diesem Winter 2021 von Altenkirchen verabschiede. Aber es spricht für mich schon einiges dafür, zum 1. Mai 2021 in den Kirchenkreis Wied zu wechseln, wo die zweite Pfarrstelle in Feldkirchen-Altwied seit August 2020 vakant geworden war.

Mein Herz lacht nicht – hatte ich doch hier viele Begegnungen, die mich sehr bereichert haben. Diese alle aufzuführen, würde den Rahmen eines Gemeindebriefartikels bei weitem sprengen! Ich denke aber, Sie wissen/ihr wisst, wer sich jetzt angesprochen fühlen darf und mit wem ich gerne – über die Kirchenkreisgrenze hinaus – in Kontakt bleiben möchte.

Zwei von so vielen möchte ich hier aber namentlich erwähnen, zwei, durch deren Weisheit ich viel gelernt habe:
Das ist zum einen meine mütterliche Freundin Irma Dressel, die mittlerweile von Michelbach nach Emden zu ihrer Tochter gezogen ist, zu der ich aber immer noch in regem Kontakt stehe. Irma ist eine tiefgläubige Christin, die mit ihrer schlichten, aufrichtigen Frömmigkeit immer wieder deutlich macht: als evangelische Kirche haben wir nur eine Zukunft, wenn wir unser Vertrauen im Leben wie im Sterben auf Jesus Christus setzen. Und das bedeutet wiederum, dass lange (Zoom-) Konferenzen nichts bringen, wenn wir nicht auf die Kraft des Gebets setzen. Nur im Gebet erfahren wir, was Gott eigentlich von uns will. Im Hören auf Sein Wort und im Gebet können wir uns wie die „Blumen willig entfalten und der Sonne stille halten“. Und Tersteegen fährt fort: „Lass mich so / still und froh / deine Strahlen fassen / und dich wirken lassen.“

IMG_4859aIrma geht jeden Sonntag zu ihrer Tochter, die ihr die Möglichkeit gibt, unsere gestreamten Gottesdienste auf dem PC online mitzufeiern. Ein Online-Gottesdienst kann zwar die Gemeinschaft nicht ersetzen, aber im digitalen Zeitalter ist er gewiss eine gute Alternative, Gottes Wort zu hören und darüber zu beten („Es ist fast, als wäre ich wieder in der Christuskirche bei euch“, sagt sie).

Erwähnen möchte ich außerdem noch Herrn Adorf, der mir ein paarmal die Leviten gelesen hat, was für mich sehr von Vorteil war. Unvergesslich war auch seine Rede auf der Synode 2019, als er darauf aufmerksam machte, was Kirche und Unternehmen gemeinsam haben: Man braucht motivierte Mitarbeiter, d. h. Verkäufer mit einer ganzen Stelle. Es tut der Kirche nicht gut, wenn sie Pfarrstellen streicht bzw. reduziert. Auch da kann man ein Gesangbuchlied zitieren: „Die Ernt ist groß, der Schnitter wenig.“ Es kann nicht angehen, dass immer mehr Zeit und Energie in Verwaltung gesteckt wird und dabei Verkündigung und Seelsorge zu kurz kommen.

So möchte ich schließen mit dem Lied, das wir derzeit nur beten und hoffentlich bald wieder im Gottesdienst singen dürfen: O Herr Jesu, Ehrenkönig, die Ernt ist groß, der Schnitter wenig, drum sende treue Zeugen aus. Send auch uns hinaus in Gnaden, viel arme Gäste dir zu laden zum Mahl in deines Vaters Haus. Wohl dem, den deine Wahl beruft zum Abendmahl im Reich Gottes! Da ruht der Streit, da währt die Freud heut, gestern und in Ewigkeit.(eg 256,3)

Adieu, Gott befohlen, liebe Altenkirchener Kirchengemeinde! Möge Gott Sie immer segnen!

Ihre Pfarrerin Andrea Ehrhardt